Brieden. Sie wollen partout Windkraft haben, sie pochen auf ein dichteres Busnetz
- und besonders darauf, von der Politik nicht links liegen gelassen zu
werden: Jetzt haben Bürger in Kail die Interessengemeinschaft
Moselhöhengemeinden aus der Taufe gehoben.
31 Männer und Frauen, vorwiegend aus den Voreifelorten Kail und
Brieden, wollen im Verein ihre Interessen jetzt machtvoller durchsetzen.
Und sie sind offen für andere: "Es sollen Bürger weiterer
Höhengemeinden hinzustoßen", sagt Martin Esper, der die Satzung
vorstellte. So habe schon Greimersburgs Ortsbürgermeister Hans-Werner
Junglas ebenso Interesse bekundet wie Kommunalpolitiker aus Grenderich.
"Wir sind eine Gemeinschaft, die ein gemeinnütziges Ziel verfolgt und
die leichten politischen Druck auf die Entscheider in Verwaltungen
ausüben will", betonte Erwin Michels, der Ortsbürgermeister von Kail.
Die Stimmung im Sportlerheim war aufgeheizt, die Stoßrichtung klar:
Es geht gegen "die da oben", obwohl die eigentlich unten, im Kreishaus,
sitzen: Von dort sei das Nein zu Windkraftanlagen in Kail und Brieden
gekommen. Als Moselhöhengemeinden sei man besonders benachteiligt,
besitze "in einer fast aussichtslosen Situation" (Michels) nur die
Chance, über Ökostrom Geld zu beschaffen. Dagegen stehe der Kreis ebenso
wie die Regionale Raumordnungsplanung. Die weise Kail und Brieden
lediglich als eine Vorrangfläche für Erholung aus. Erwin Michels ist
deswegen "unheimlich auf der Palme", er fürchtet, dass in 30 Jahren die
Lichter in den Moselhöhengemeinden ausgehen. Sein
Ortsbürgermeisterkollege Erwin Thönnes (Brieden) will "die reine
Willkür" im Verwaltungshandeln erkannt haben. So habe man Windanlagen
auf der Moselhöhe abgelehnt, dagegen seien Achterbahn, Steinbruch und
eine Stromtrasse an Burg Pyrmont zugelassen worden, obwohl sie einen
massiven Eingriff in die Natur darstellten. Thönnes: "Ich komme mir vor
wie im Mittelalter." Neuartige Einnahmequellen zu generieren - das sei
für die beiden Gemeinden überlebenswichtig.
Abgekoppelt fühlt man sich auch in puncto öffentlicher
Personennahverkehr. So kämen Azubis oder Schüler nur mit hohem
zeitlichen Aufwand per Bus an die Moselschiene. Das müsse sich ändern.
Auch die Konzentration auf das Thema Weltkulturerbe Moseltal zeige,
dass man die Randgebiete in Eifel und Hunsrück ausblende, sagte Erwin
Michels. Der Ortschef machte seinen Mitstreitern Mut: "Das ist der
Anfang, Leute, damit man uns zuhört. Wir wollen, dass auch die nächste
Generation hier lebt, dass unsere Dörfer überleben."
Von Thomas Brost, Rhein-Zeitung Fr, 19.Juni 2015
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