Brieden. In die Diskussion um zwei Briedener Windräder in der
Gemarkung Kail will sich Landeswirtschaftsministerin Eveline Lemke nicht
einmischen. Der Grund: Es handele sich „noch um ein laufendes
Verfahren“. Allerdings hat der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die
Grünen im Landtag, Daniel Köbler, das Wirtschaftsministerium gebeten,
die von der Cochem-Zeller Kreisverwaltung abgelehnten Windkraftanlagen
„genau zu überprüfen“. Der Ortsbürgermeister von Brieden, Erwin Thönnes,
hatte die Ministerin und den Abgeordneten um Unterstützung fürs Projekt
gebeten.
In ihrem Antwortschreiben weist Lemke darauf hin, dass zur Umsetzung der
Energiewende und zum Erreichen der Klimaschutzziele der Ausbau der
Windkraft eine entscheidende Rolle spiele. Darum habe sie es auch
begrüßt, dass die ehemalige Verbandsgemeinde Treis-Karden in ihrer
zweiten Fortschreibung des Flächennutzungsplans im Teilbereich Windkraft
2013 Konzentrationsflächen dargestellt hat. Wie sie jedoch betont,
lägen die beiden von Brieden beantragten Windenergieanlagen zwar in den
dargestellten Konzentrationszonen, allerdings müssten noch vertiefende
Prüfungen vorgenommen werden, auf die auch der Erläuterungsbericht
hinweise. Im Rahmen dessen habe der Kreis als die dafür zuständige
Behörde die immissionsschutzrechtliche Genehmigung versagt.
Rechtsausschuss prüft Ablehnung
Ministerin Lemke verweist darauf, dass die Firma Abo Wind bereits
Widerspruch eingelegt hat, der nun vor dem Rechtsausschuss zu klären
sein werde und eventuell auch vor das Verwaltungsgericht führen werde.
„Eine unmittelbare Zuständigkeit meines Hauses ist daher nicht gegeben“,
betont sie in ihrem Schreiben an Thönnes und bittet um Verständnis,
dass sie sich nicht in ein nicht abgeschlossenes Verfahren einmischen
werde.
Der grüne Fraktionsvorsitzende Köbler betont seinerseits, dass die
Energiewende für seine Fraktion zu den Kernprojekten des
sozial-ökologischen Wandels in Rheinland-Pfalz gehöre. Dabei sei es
wichtig gewesen, einen Teil der Planungskompetenzen auf die kommunale
Ebene zu verschieben, damit die Kommunen selbst aktiv werden können und
von der Energiewende profitieren, gleichzeitig aber auch einen Beitrag
zum Klimaschutz leisten können. Darum solle in diesem Zusammenhang auch
das Wirtschaftsministerium die Frage nach den Windenergieanlagen in Kail
genau überprüfen.
Thönnes mit Antwort zufrieden
Auch wenn es keine konkreten Hilfen für die Bauvorhaben aus Mainz gibt,
zeigt sich Briedens Ortschef Thönnes dennoch zufrieden mit den Antworten
aus Ministerium und Landtag. „Hier wird deutlich gemacht, dass auch die
Landesregierung und eine Regierungsfraktion der Windkraft eine wichtige
Bedeutung zumisst“, sagt der Ortsbürgermeister. Er kritisiert nochmals,
dass bei der Genehmigung „offenbar mit zweierlei Maß“ gemessen werde.
„Mörsdorf gehörte ebenfalls zur ehemaligen Verbandsgemeinde
Treis-Karden. Dort stehen mittlerweile zahlreiche Windräder, die auch
von der Burg Kastellaun gesehen werden können. Aber dort wurde alles
genehmigt“, sagt Thönnes. Auch die Argumente mit der Bewerbung um den
Status des Moseltals als Weltkulturerbe will er nicht gelten lassen.
„Bis das Moseltal ein Weltkulturerbe wird, sind diese Windräder schon
längst wieder weg“, ist er überzeugt. Dies alles sei wohl eher ein
„vorauseilender Gehorsam“ durch die Kreisverwaltung, mutmaßt Thönnes.
Und macht deutlich: „Wir werden hier dranbleiben und nicht aufgeben.“
In dieser Woche wird sich die „Interessengemeinschaft
Moselhöhengemeinden“ im Sportlerheim in Kail gründen, die die Interessen
und Anliegen der Höhengemeinden in der Eifel vertreten soll. Zu den
Mitgliedern werden Ratsmitglieder, aber auch Bürger aus Kail und Brieden
gehören. „Der Verein soll Unterstützungsarbeit leisten, um den Dörfern
eine Perspektive für die Zukunft aufzuzeigen“, heißt es in der
Einladung, die der Kailer Bürgermeister Erwin Michels verschickt hat.
Die Initiatoren erwarten dabei aber auch Interessierte aus anderen
Dörfern in der Eifel. „Bürger und Ratsmitglieder aus Brieden und Kail
sind fest entschlossen, das Schicksal ihrer Dörfer mit in die Hand zu
nehmen“, so Michels.
Von Dieter Junker, Rhein-Zeitung Di, 16.Juni 2015
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