Brieden.
139 Einwohner hat Brieden. Und am Dienstagabend waren alle, oder besser
gesagt fast alle, von Jung bis Alt an das neue Gemeindehaus des kleinen
Eifelortes auf der Moselhöhe über Pommern gekommen. Hier empfingen sie
mit Jonas Wiesen einen echten Briedener Jungen als Vize-Weltmeister im
Rudern.
Am Freitag der Vorwoche hatte der 17-Jährige – er rudert für die RG
Treis-Karden – gemeinsam mit den beiden Berlinern Paul Schröter als
Bugmann und Bastian Bechler als Schlagmann auf dem Tangeum-See im
südkoreanischen Chungju hinter Italien und vor Frankreich als Steuermann
die Silbermedaille im „Zweier mit“ gewonnen. Wenn das mal kein Grund
zum Feiern ist, was soll man denn dann noch feiern, hatte die gesamte
Bürgergemeinschaft unter der Regie von Ortsbürgermeister Erwin Thönnes
gesagt und für den jungen Sportler spontan einen echten Empfang auf die
Beine gestellt.

Brieden feiert
seinen Vize-Weltmeister im Rudern, Jonas Wiesen, mit einem großen
Empfang, zu dem Freunde und Ehrengäste kamen.
Der acht Monate alte Elias strahlte genauso, wie die gleichaltrigen
Freunde von Jonas, David Nelles und Sebastian Junglas. „So einen großen
Erfolg schafft doch nicht jeder und das noch als Briedener bei so
wenigen Einwohnern. Wir freuen uns so richtig mit ihm.“ Das tut
natürlich auch Oma Paula, die aber vor lauter Begeisterung ob des
Erfolges ihres Enkels und der vielen Leute – auch Landrat Manfred Schnur
und Verbandbürgermeister Manfred Führ waren da –, die ihm dazu
gratulierten und Geschenke mitbrachten, fast sprachlos war. Theresa
(14), die jüngere Schwester von Jonas und selbst aktive Ruderin bei der
RG, konnte ihren Stolz aber nicht verbergen. Zusammen mit vielen
Schülern hatte sie sich das Rennen am Kurfürst-Balduin-Gymnasium in
Münstermaifeld, wo Jonas die zwölfte Klasse besucht, am Fernseher
angesehen. Sie erzählte: „Wir haben alle mitgefiebert und gehofft, dass
er die Medaille kriegt, und waren dann außer uns vor Freude. Ich glaube,
das Ganze wird auch mir nochmals einen sportlichen Schub nach vorne
geben.“ Und Opa Hans: „Das ist ein unglaubliches Gefühl. Ich kann gar
nicht beschreiben, wie ich am Renntag vor dem Fernseher mitgezittert
habe – immer mit der Angst, dass die Franzosen uns noch die
Silbermedaille wegschnappen könnten.“
Mitgezittert haben natürlich auch Mutter Margret und Vater Frank. Die
Mutter war sogar so aufgeregt, dass sie sich das Rennen nur ganz alleine
ansehen wollte. „Ich konnte fast nicht auf den Bildschirm schauen, so
nervös war ich. Und ich wollte ihn immer anschieben. Jetzt bin ich nur
noch froh, dass er nach all den Wochen wieder zu Hause ist.“ Darüber
freute sich der Vize-Weltmeister natürlich auch, war er zusammen mit der
ganzen Vorbereitung doch immerhin neun Wochen weg aus seinem Heimatort
gewesen. „Das viele Training und dann die Konzentration auf den
Wettkampf waren schon sehr hart. Sommerferien hatte ich in diesem Jahr
auf jeden Fall keine. Aber der Erfolg lässt das schnell vergessen. Das
ist schon ein einmaliges Gefühl, bei einer Weltmeisterschaft auf dem
Treppchen zu stehen. Ich habe dabei aber nie vergessen, dass ganz
Brieden hinter mir stand. Dafür bedanke ich mich ausdrücklich.“
Aber wie das bei Hochleistungssportlern so ist, kann nach dem Erfolg nur
vor dem Erfolg sein. Deshalb definierte er schnell feste Ziele für die
Zukunft: „Ich will irgendwann mal als Steuermann im Deutschland-Achter,
dem Paradeboot des Deutschen Ruderverbands, sitzen.“ Und Michael Hippert
aus Karden, sein Trainer und zugleich auch sein Lehrer, sieht ihn dazu
auf dem richtigen Weg: „Irgendwo musst du anfangen, bis du gut bist.
Dann kommen die Anfragen von selbst, da bin ich mir sicher“, betonte er.
Schmunzeln konnte man dann noch, als der Trainer und sein erfolgreicher
Schützling erzählten, wie Jonas überhaupt in den „Zweier mit“ kam: „Wir
waren alle zusammen in Dortmund, als ich von jemand angesprochen wurde,
ob ich nicht mit zur WM noch Südkorea wollte“, so Jonas. „Natürlich
wollte ich, habe den ‚Typen‘, der mich das gefragt hat, aber gar nicht
gekannt.“ Hilpert erzählte weiter: „Wir mussten alle laut lachen, war
das doch Ralf Holtmeyer gewesen, der Ruder-Trainer in Deutschland
schlechthin, der den Achter nach Jahren ohne Titel wieder in die
Erfolgsspur gebracht hatte.“ Eins steht auf jeden Fall nach Chungju
fest: Jonas Wiesen kennt jetzt Ralf Holtmeyer und der wird den jungen
Eifeler ab sofort fest im Blick haben.
RZ Mittelmosel vom Donnerstag, 5. September 2013
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