Brieden ist sauer auf den Kreis

  



Brieden. Die Briedener sind mächtig sauer auf den Kreis. Denn der hat den Bau zweier Windkraftanlagen abgelehnt. Nach Ansicht der Kreisverwaltung würden diese Anlagen die Sichtbeziehungen zu der Burg Coraidelstein bei Klotten und der Cochemer Reichsburg beeinträchtigen, zudem würden die Windkrafträder im Landschaftsschutzgebiet "Moseltal von Schweich bis Koblenz" liegen, sie würden der Landesplanung entgegenstehen, und es bestünden Gefahren für geschützte Vogelarten.

Doch die Gemeinde Brieden will dies nicht hinnehmen und sich gegen den Entscheid des Kreises wehren. Und hat sich auch schon an die Landesregierung gewandt. "Wir empfinden die Ablehnung des Bauvorhabens wie einen Schlag ins Gesicht", meint Ortsbürgermeister Erwin Thönnes. Die Entscheidung treffe seine Gemeinde bis ins Mark. Und er macht deutlich: "Das werden wir uns nicht bieten lassen."

Seit mehr als fünf Jahren plant Brieden den Bau dieser beiden Windkraftanlagen, die in der Gemarkung Kail errichtet werden sollen. Bereits im Verbandsgemeinderat der früheren VG Treis-Karden wurde ausführlich über die entsprechenden Vorrangflächen im Flächennutzungsplan diskutiert, die Flächen wurden dann auch aufgenommen. Die Kreisverwaltung betont in ihrem Ablehnungsbescheid allerdings, dass die beiden jetzt betroffenen Flächen dabei zu denjenigen gehörten, die im Rahmen des Genehmigungsverfahrens vertiefend zu prüfen seien.

Und diese Prüfung führte nach Ansicht des Kreises zu der Ablehnung. Denn die geplanten Anlagen würden das Erscheinungsbild landschaftsprägender Kulturdenkmäler beeinträchtigen, was auch in der Landesplanung als besonders schützenswert eingestuft werde. Zudem liege die Gemeinde Kail vollständig in einem Landschaftsschutzgebiet, was eine Genehmigung für Windkraftanlagen nicht möglich mache. Und schließlich gefährde das Projekt ein Uhuvorkommen in dieser Region.

Als "reine Willkür" bezeichnet Bürgermeister Thönnes diese Gründe. "Weder die Reichsburg noch die Burg Coraidelstein waren im Rahmen der Diskussionen um den Flächennutzungsplan ein Thema. Hier ging es immer nur um die Eltz und die Pyrmont", betont er und fügt bitter hinzu: "Die deutlich sichtbare Silhouette einer Achterbahn, die zum Freizeitpark Klotten gehört, trübt doch bereits den Blick auf diese Burgen." Geschockt sei er auch von dem Hinweis auf den Uhu. "Hier waren wir sicher, alle Vorkehrungen dafür getroffen zu haben, ganz im Sinne des Artenschutzes", unterstreicht Thönnes.

"Ich glaube vielmehr, der Kreis will einfach diese Windkraftanlagen nicht", meint er enttäuscht und hat dafür kein Verständnis. "Auf der einen Seite schmückt sich der Kreis mit der Energiewende und will zum Null-Emissions-Landkreis werden, auf der anderen Seite werden entsprechende Projekte abgelehnt", kritisiert Thönnes. Er hat an Wirtschaftsministerin Eveline Lemke und an den Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag, Daniel Köbler, geschrieben und sie um Unterstützung gebeten. Der Betreiber der Anlagen, die Firma Abo-Wind, hat schon Widerspruch eingelegt, sodass sich nun wohl der Kreisrechtsausschuss zunächst damit befassen wird. Und Erwin Thönnes macht klar: "Wir werden hier nicht lockerlassen."

 

Von Dieter Junker, Rhein-Zeitung Mi, 13.Mai 2015


 







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